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Stufen     von Hermann Hesse


Wie jede Blüte welkt und jede Jugend
Dem Alter weicht, blüht jede Lebenstufe,
Blüht jede Weisheit auch und jede Tugend
Zu ihrer Zeit und darf nicht ewig dauern.
Es muß das Herz bei jedem Lebensrufe
Bereit zum Abschied sein und Neubeginne,
Um sich in Tapferkeit und ohne Trauern
In andre, neue Bindungen zu geben.
Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne,
Der uns beschützt und der uns hilft, zu leben.

Wir sollen heiter Raum um Raum durchschreiten,
An keinem, wie an einer Heimat hängen,
Der Weltgeist will nicht fesseln uns und engen,
Er will uns Stuf´um Stufe heben, weiten.
Kaum sind wir heimisch einem Lebenskreis
Und traulich eingewohnt, so droht Erschlaffen;
Nur wer bereit zu Aufbruch ist und Reise,
Mag lähmender Gewohnung sich entraffen.


Es wird vielleicht auch noch die Todesstunde
Uns neuen Räumen jung entgegen senden,
Des Lebens Ruf an uns wir niemal enden,
Wohlan denn Herz, nimm Abschied und gesunde!

 

 

 

 


Blindzeichnung zum Gedicht!
Die farblich abgesetzte Strophe hat es mir besonders angetan.
Für mich zeigt die Skulptur eben Räume, die wir durchschreiten
und Stufen die es zu überwinden gilt -  die uns immer weiter bringen



"Nach dem Dunkel - das Licht"

Rodin's Kuss
Glückskatze
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© Christa Rittner